Eine entscheidende Frage, die sich mir stellt ist, wo Magersucht beginnt.
Bin ich gleich krank, wenn ich haarsträubende Diäten verfolge?
Wenn ich mir auf pro-Ana-Seiten Thinspirations ansehe und dabei denke, dass ich auch so aussehen will?
Wenn ich mich jeden Morgen auf die Waage stelle weil ich wissen muss, ob meine Essweise am Vortag in Ordung und Zielführend war?
Wenn ich meinen Körper hasse, wenn sie wieder mehr anzeigt?
Wenn ich unzufrieden bin, wenn es die selben zahlen wie am Vortag sind?
Wenn ich glücklich bin und das Gefühl habe abzuheben, wenn es weniger ist?
Wenn ich dann aber schnell zurück auf den Boden der Tatsachen komme und mich an die Kilos erinnere, die noch auf dem Weg liegen?
Wenn ich Mitschülerinnen nachdem mir herausgeruttscht ist, dass ich den ganzen Tag lang nichts gegessen hab, auf die scherzhafte Frage: "Bist du magersüchtig?" mit einem schnellen "nein" antworte anstatt des besser darauf und zu mir passenden sarkastischem "Ja, klar. So schau ich aus..." ?
Wenn ich am nächsten Tag auf die Frage, ob ich heute eh eine Jause mithätte herzklopfend und mit Angst erwischt und aufgefordert zu werden sie herzuzeigen oder auch nur zu sagen, was es denn sei mit einem "Ja, klar" antworte obwohl meine Jausenbox leer ist?
Wenn ich im Internet Tests mache, um herauszufinden, ob ich magersüchtig bin und bewusst die Antworten anklicke, von denen ich denke, dass sie zur positiven (oder eben negativen, je nachdem wie mans nimmt...) Antwort führen und der Meinung bin, dass sie ja auf mich schon zutreffen?
m liebsten kotzen würde, wenn ich "zu viel" gegessen habe, es aber nicht zusammenbringe, weil ich dann ja unweigerlich und wirklich krank wäre, weil man dann etwas bemerken könnte, weil es unnatürlich wäre, weil man das nicht macht, weil ich mich auch so, ohne "Hilfsmittel" unter Kontrolle bringen und "es schaffen" will?
Wenn ich das Gefühl, wenn mein Bauch voll ist hasse?
Wenn ich während dem Essen von "ungesundem" Zeug immer ein schlechtes Gewissen habe?
Wenn ich das Gefühl, einen leeren Magen zu haben und "stark" zu sein liebe?
Wenn ich nicht esse, weil ich Hunger habe sondern weil es an der Tagesordnung steht und alle anderen es auch tun oder mich mein Gusto dazu bringt?
Wenn ich zu faul bin mir was zum essen zu holen?
Wenn ich einen Blog schreibe, um meinen Gefühlen die ich nicht einordnen kann, Ausdruck zu verleihen?
Wenn ich in einem Blogeintrag meine Gedanken und Handlungen schreibe, die theoretisch eindeutig auf eine Krankheit hinweisen mir aber dann einrede, dass ich mir das nur einrede?
Wenn ich mir einrede, dass man mit einem Gewicht von 62,3 kg gar nicht magersüchtig sein kann?
Wenn ich an mein Gewicht (von heute Morgen) auf die Kommastelle genau weiß und am liebsten nachprüfen würde, ob es noch stimmt, mich aber nicht schon wieder durch das Zimmer meiner Eltern in den Schrankraum zur Waage schleichen traue?
Wenn ich eigentlich fest davon überzeugt bin, dass ichs nicht bin?
Ich weiß es nicht.
Jedenfalls mach ich jetzt Dinner-Cancelling nachdem ich mich 10in2 aus Angst aufzufliegen nicht mehr durchzuziehen traue. Bis jetzt schlägt es sehr gut an. In der Schule kann es keiner bemerken und derweil findet Mama an meinem Essverhalten auch nichts besorgniserregend. Manchmal würde ich ihr am liebsten ins Gesicht schreien: "Merkst du denn nicht, dass ich krank bin?", aber ich tus n icht , weil ich es ja selbst nicht weiß...
Und weil ich abnehmen will, und nicht zum Essen gezwungen.
Irgendwo bin ich ja froh, noch so viel zu wiegen. So ist meiner Ma mein gestörtes Verhalten egal.
Ich habe Angst, dass ich das mit 50kg nicht mehr so offen machen kann. Aber es ist ja noch Zeit, wir werden sehen...